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Amtsgericht Lichtenfels

Justiz ist für die Menschen da – Recht Sicherheit Vertrauen

Historie des Gebäudes

Geschichte des Amtsgerichts Lichtenfels und Historie des Gebäudes

Als das Landgericht Lichtenfels am 16. November 1804 geschaffen wurde, stand in der Stadt Lichtenfels kein Amtsgebäude für seine Unterbringung zur Verfügung. Deshalb nutzte der damals einzige Landrichter ein öffentliches Gebäude im nahe  gelegenen Staffelstein. Im Jahre 1807 bezog er ein neu errichtetes Gebäude im Zentrum von Lichtenfels. Es beherbergte sowohl die Amtszimmer des Landgerichts als auch die Wohnräume für den Vorstand. Bis zum Jahr 1814 wurde der Gerichtsbezirk um mehrere Gemeinden erweitert und das Amtsgericht Lichtenfels erhielt zusätzlich 2 Assessoren zugewiesen, was zur Folge hatte, dass die Raumverhältnisse im ursprünglichen Landrichterhaus im Stadtzentrum nicht mehr ausreichten.

1816 bezog das Landgericht deshalb den ersten Stock des gegenüberliegenden Rathauses in Lichtenfels am Marktplatz. Wegen der schlechten Finanzlage der Stadt Lichtenfels verfiel die Bausubstanz des Rathauses in den folgenden Jahrzehnten. Für Landgericht und Stadtverwaltung zusammen erwies sich das Rathausgebäude zunehmend als beengt. Ende 1898 wurde wegen der bevorstehenden Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches bzw. des Grundbuchamtes bei dem inzwischen königlichen Amtsgericht Lichtenfels endgültig ein Bedürfnis für größere Räumlichkeiten gesehen. Am 9. Juni 1899 stellte der Landtag 12,7 Millionen Mark für das Justizbauwesen in Bayern zur Verfügung. Auch für Lichtenfels wurde aus diesen Mitteln der Neubau eines Gerichtsgebäudes beschlossen.

Für 14 000 Mark wurde in der Kronacher Straße ein 5830 m² großes Grundstück erworben. Die anschließende Bauplanung sah die Errichtung eines dreistöckigen Backsteingebäudes mit einer bebauten Grundfläche von 571 qm im deutschen Renaissancestil mit Diensträumen und Registratur im Erdgeschoss sowie Dienst- und Sitzungssal  im 1. Obergeschoss und mit der Wohnung des Gerichtsvorstandes im 2. Obergeschoss vor. Im Juni 1902 wurde nach Bewilligung von Baukosten i. H. v. 120 000 Mark durch den Landtag mit dem Bau begonnen. Nach der Fertigstellung und Übergabe des Gebäudes durch das Landbauamt am 24. Oktober 1903 erfolgte der Umzug in die Kronacher Straße, wo das Amtsgericht Lichtenfels noch heute untergebracht ist. Die Abrechnung des Baus zog sich bis 1905 hin. Die tatsächlichen Baukosten überschritten die zugeteilten Mittel um rund 4 300 Mark, was dem Landbauamt eine ernste Rüge eintrug.

Bis zum Ende des ersten Weltkrieges blieb das Gebäude im Wesentlichen unverändert. Wegen der großen Wohnungsnot wurde in den Jahren 1918/1919 ein Teil der Diensträume im Erdgeschoss zur Notwohnung für den damaligen Gerichtsexpeditor umgebaut. Erst Ende 1928, nachdem sich die Wohnungslage in Lichtenfels entspannt hatte, wurden diese Räume im Erdgeschoss wieder als Büroräume genutzt.

Anfang 1928 wurde für 2200 Reichsmark anstelle der ursprünglich vorhandenen Gasbeleuchtung elektrisches Licht installiert.

Im Februar 1928, über 9 Jahre nach dem Ende der Monarchie in Bayern, wies der Ministerium die Justizbehörden an, das Wort „königlich“ in Gebäudeinschriften zu beseitigen. Das Landbauamt Bamberg veranlasste daraufhin die Entfernung der Buchstaben „kgl.“ im Eingangsportal an der Westseite. Erst Jahrzehnte später wurde aus Gründen der Symmetrie der verbliebenen Inschrift „Amtsgericht Lichtenfels“ der Zusatz „Bay.“ vorausgestellt und die Lücke geschlossen.


Ag Lichtenfels 1960

Ab Anfang 1964 erfolgte die erste weitreichende Renovierung des Amtsgerichtsgebäudes. Die Dachsparren und die gesamte Ziegeleindeckung des Biberschwanz-Doppeldaches wurden erneuert, damit es „Justizia nicht in die
Waagschale regnet“ – so damals der Fränkische Tag in Lichtenfels.

Der auf dem Schmuckgiebel zur Kronacher Straße thronende Löwe, eine 1,70 Meter hohe Steinplastik, erhielt eine wetterfeste Sandsteinlasur. Die Einzelofenheizung wurde durch eine Zentralölheizung ersetzt. Die elektrischen Leitungen sowie die Wasser- und Gasleitungen wurden erneuert und unter Putz verlegt. Die vorhandenen Parkettböden wurden abgeschliffen und versiegelt.


Im Dezember 1962 wurde das Gebäude mit einer neuen Fernsprechanlage und 13 Nebenstellen ausgestattet. 1965 erfolgte die Erneuerung des Außenputzes. An der Westseite des Gebäudes wurden Parkplätze für die Bediensteten angelegt. In den Haushaltsjahren 1964 bis 1967 wurden hierfür insgesamt 119 104,22 DM aufgewendet.


In der Folgezeit betrafen Baumaßnahmen innerhalb des Hauses vor allem die Schaffung von Registraturräumen, insbesondere zur Unterbringung der Grundakten. In den Jahren 1973/1974 erfolgte der erstmalige Ausbau der noch aus der Errichtungszeit stammenden Kastenfenster und der Einbau zeitgemäßer Verbundfenster.


1975 wurden die Parkmöglichkeiten für die Bediensteten an der Südwestseite des Gebäudes erweitert, 1977 ein neuer Heizkessel angeschafft und der Heizraum verlegt. 1979 wurde im Eingangsbereich eine gesicherte Pförtnerloge geschaffen. An der Straßenseite wurde ein neues Amtsschild angebracht.



Im April 1981 wurde die letzte Dienstwohnung im Haus aufgelassen. Die Neueinteilung der Diensträume ließ nunmehr die Einrichtung eines zweiten (kleinen) Sitzungssaales im 1. Obergeschoss zu, in dem heute noch die Sitzungen des Zivil- und Familiengerichts stattfinden.



Die Außenfassade erhielt im Jahr 1994 einen Neuanstrich. Anfang 1995 erfolgte der Einbau einer neuen Eichenholztür am Haupteingang, die nach den ursprünglichen Plänen des Landbauamtes das Bamberg von 1902/03 gefertigt wurde.



Im Sommer 1995 wurde eine moderne Ferngasheizung mit Niedrigtemperaturbetrieb installiert. Mit einem Kostenvolumen von rund 600 000 DM wurden 1998/99 der Einbau einer Aufzugsanlage ermöglicht, die Toiletten erneuert und der Zugang zum Dachgeschoss ausgebaut. Die Diensträume erhielten bis 2001 eine zeitgemäße Deckenbeleuchtung. Die Telefonanlage wurde modernisiert. Die beiden Sitzungssäle wurden umfassend neu gestaltet und renoviert. In den Jahren 2002/2003 wurden zudem im gesamten Gebäude neue Sprossenfenenster eingebaut.



Die letzte größere bauliche Veränderung fiel in das Jahr 2015/2016. Wegen eines Grundwassereinbruches nach starken Regenfällen im Frühjahr 2013 mussten die im Keller aufbewahrten Grundbuchakten ausgelagert werden. Hierfür wurden vorübergehend Container auf der Südwestseite des Grundstückes errichtet. Die anhaltende Feuchtigkeit der Bausubstanz im Keller ließ einen Rücktransport der Akten in die alten Archivräume nicht zu. Mit einem Kostenvolumen von rund 1 000 000 € wurde deshalb ein moderner eingeschossiger Holzarchivanbau mit Gründach an der Nordostseite geschaffen, der auf einer Nutzfläche von 265 qm nunmehr das Grundbuchamt samt Archiv beherbergt und barrierefrei über den Altbau zugänglich ist.