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Lg-regensburg

Justiz ist für die Menschen da.

Pressemitteilung 04 / 2023 vom 21.12.2023

Stärkung des Opferschutzes: gerichtsverwertbare Dokumentation von Verletzungen 24/7 in Regensburg

Landgericht, Staatsanwaltschaft, Polizeipräsidium und Regensburger Kliniken intensivieren ihre Zusammenarbeit, um den Schutz von Opfern von Gewaltstraftaten zu optimieren

Da im Landgerichtsbezirk Regensburg keine Rechtsmedizin besteht, mussten die Opfer von Straftaten, insbesondere von häuslicher Gewalt und Sexualdelikten, zur Dokumentation ihrer Verletzungen bislang den Weg nach Erlangen oder München auf sich nehmen. Dies stellte für die Betroffenen nicht nur einen erheblichen Aufwand dar, sondern konnte auch im Konflikt mit eilig durchzuführenden Heilbehandlungsmaßnahmen stehen.

Zur Verbesserung dieser Situation haben die vorgenannten Institutionen vereinbart, dass die Opfer von Gewaltstraftaten zukünftig rund um die Uhr abhängig vom Verletzungsmuster an den jeweiligen Kliniken des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) mit seinen universitären Teilen, insbesondere der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, der Interdisziplinären Notaufnahme, der psychiatrischen Institutsambulanz des medbo Bezirksklinikums Regensburg und der Klinik für Gynäkologie der Universität Regensburg am Caritas-Krankenhaus St. Josef nicht nur die erforderliche Heilbehandlung erhalten, sondern ihre Verletzungen auch so dokumentiert werden, dass sie in einem anschließenden gerichtlichen Verfahren verwertet werden können.

Durch diese besondere Behandlung werden Opfern zukünftig nicht nur lange Wege erspart, sondern zudem die Möglichkeiten der Beweisführung in gerichtlichen Verfahren und damit der effektiven Strafverfolgung verbessert.


Dr. Clemens Prokop, Präsident des Landgerichts:

„Die aufgrund der Vereinbarung geschaffenen neuen Strukturen stellen eine wesentliche Stärkung des Rechtsstaats dar, weil damit gerade bei Gewalttaten die erlittenen Verletzungen schnell und zuverlässig dokumentiert werden können und hierdurch die Feststellungen der Tatsachen im gerichtlichen Verfahren erleichtert werden. Für die Opfer solcher Taten bedeutet es, dass medizinische Heilbehandlung und verfahrensrelevante Dokumentation Hand-in-Hand erfolgen und damit den Anliegen der Opfer in optimierter Form Rechnung getragen wird."


 Alfred Huber, Leitender Oberstaatsanwalt:

„Die medizinische Versorgung der Opfer von Gewalttaten muss immer an erster Stelle stehen. Um die Täter zur Verantwortung ziehen zu können, sind die Strafverfolgungsbehörden jedoch darauf angewiesen, dass die durch die Tat entstandenen Verletzungen zeitnah dokumentiert werden. Dass dies nunmehr rund um die Uhr in Regensburg erfolgen kann, bringt für die Opfer von Gewalttaten große Erleichterungen.“


Thomas Schöniger, Polizeipräsident:

„Es freut mich sehr, dass gerade für Personen, die unter einer solchen Straftat leiden mussten, es nun deutliche Erleichterungen gibt. Auch für unsere Einsatzkräfte wird dadurch die Arbeit vereinfacht. Für die notwendigen Untersuchungen ist jetzt weitaus weniger Zeit einzuplanen, was eine spürbare Entlastung bedeutet.“


Prof. Dr. Dr. Volker Alt, Direktor der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Regensburg:

„Leider kommt es in unserer Gesellschaft zu immer mehr Gewalttaten, auch hier in Regensburg. Wir sehen es als unsere selbstverständliche Aufgabe an, uns um diese Opfer mit unserer gesamten Expertise zu kümmern, sowohl was deren direkte medizinische Versorgung, aber auch die notwendige Dokumentation der Verletzungen anbelangt.“


PD Dr. Markus Zimmermann, Leiter der Interdisziplinären Notaufnahme am Universitätsklinikum Regensburg:

"Wir schauen hin und stehen Opfern von in der Partnerschaft oder Familie ausgeübter Gewalt, über die medizinische Versorgung hinaus, informierend und beratend zur Seite."


Prof. Dr. med. Berthold Langguth, Chefarzt Zentrale Aufnahme, Psychiatrische Institutsambulanz und Tagkliniken der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie & Psychotherapie der Universität Regensburg am medbo Bezirksklinikum Regensburg:

„Opfer von Gewalttaten befinden sich in einer psychischen Ausnahmesituation und benötigen unseren Schutz und unsere Unterstützung. Schnell und möglichst wohn-ortnah. Die kompetente und professionelle Versorgung der Betroffenen beinhaltet auch, alle Voraussetzungen für die Aufklärung der Tat zu schaffen.“


PD Dr. med. Sylvia Pemmerl, Medizinisch-Ärztliche Direktorin, Geschäftsleitung des Caritas-Krankenhauses St. Josef:

„Als Klinik in Trägerschaft der Caritas ist es für uns selbstverständlich, dass wir uns an diesem Projekt beteiligen. Die Opfer sexueller Gewalt befinden sich in einer absoluten Ausnahmesituation. Wenn wir mit der Vereinbarung dazu beitragen können, ihnen eine Last abzunehmen, indem wir die Verletzungen gerichtlich verwertbar dokumentieren, tun wir das gern.“



Ruth Koller
Vorsitzende Richterin am Landgericht
Pressesprecherin