Menü

Generalstaatsanwaltschaft Bamberg

Pressemitteilung 15/2022 vom 28.11.2022

Schlag gegen zyprische Cybertrading-Industrie: Mehrere Festnahmen und erste Anklage im Ermittlungsverfahren „Cheetah“

Bamberg/Fürstenfeldbruck/Ingolstadt. Intensive Ermittlungen der Kriminalpolizeiinspektion Fürstenfeldbruck, der Kriminalpolizeiinspektion mit Zentralaufgaben Oberbayern Nord und der Zentralstelle Cybercrime Bayern führten zu einem empfindlichen Schlag gegen eine Bande von mutmaßlichen Anlagebetrügern.

Aus einem Callcenter im nicht unter effektiver Kontrolle der Regierung der Republik Zypern stehenden Nordteil der Insel (sog. „Türkische Republik Nordzypern“) schädigten Täter unter dem Namen „Cheetah“ zahlreiche Personen in Deutschland nach dem modus operandi des Cybertradings. Drei mutmaßliche Mitglieder der Tätergruppierung konnten verhaftet werden, gegen zwei von ihnen hat die Zentralstelle Cybercrime Bayern nun Anklage erhoben.

Ausgangspunkt der Ermittlungen war die Anzeige eines Geschädigten aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck im Januar 2022 wegen Anlagebetrugs im Internet. Der Mann hatte Ende 2021 über Monate hinweg über eine halbe Millionen Euro auf der Trading-Plattform www.kryptoeuclub.com „investiert“ und so sein eingesetztes Kapital vermeintlich mehr als ver-doppelt. Erst als eine Auszahlung des Betrages nicht erfolgte, wurde ihm bewusst, dass er den Machenschaften von Cyberkriminellen zum Opfer gefallen war.

Die Tätergruppierung hatte aus einem Callcenter im nicht unter effektiver Kontrolle der Regierung der Republik Zypern stehenden Nordteil der Insel (sog. „Türkische Republik Nordzypern“) eine Vielzahl von Personen im deutschsprachigen Raum kontaktiert und diese zu vermeintlich lukrativen Investments über die genannte Trading-Plattform überredet. Sich selbst bezeichneten die Täter dabei als die „Cheetah“. Im Laufe der Ermittlungen wurden zahlreiche weitere Geschädigte bekannt.

Die intensiven Ermittlungen hatten schnell einen dringenden Tatverdacht gegen eine 32-jährige österreichische Staatsangehörige ergeben. Die Frau konnte Anfang April 2022 am Flughafen Frankfurt am Main durch die Bundespolizei festgenommen werden und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft.

Nach internationaler Fahndung wurde im Juli 2022 auch eine 28-jährige mutmaßliche Mittäterin in Nikosia durch die zyprischen Behörden festgenommen. Die deutsche und türkische Staatsangehörige wurde anschließend auf Betreiben der Zentralstelle Cybercrime Bayern nach Deutschland ausgeliefert. Ferner konnte im August 2022 aufgrund internationaler Fahndung ein 36-jähriger israelischer Staatsangehöriger in Griechenland festgenommen werden, der der Tätergruppierung als Teil der Management-Ebene angehören soll. Auch er wurde zwischenzeitlich auf Betreiben der Zentralstelle Cybercrime Bayern nach Deutschland ausgeliefert und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft.

Im November 2022 hat die Zentralstelle Cybercrime Bayern gegen die beiden Frauen Anklage zum Landgericht wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs in einer Vielzahl von Fällen erhoben. Die 32-Jährige soll dabei als Teil der Management-Ebene über einen Zeitraum von sechs Monaten einen Gesamtschaden von knapp 1,7 Millionen Euro zu verantworten haben. Ihre 28-jährige Mittäterin soll einen Gesamtschaden von knapp 200.000 Euro verursacht haben. Über die Eröffnung des Hauptverfahrens hat nun eine Strafkammer des Landgerichts Bamberg zu entscheiden.

Für gewerbs- und bandenmäßigen Betrug sieht das Gesetz eine Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren vor.

Die Ermittlungen im Gesamtkomplex dauern weiterhin an. Zuletzt kam es im Oktober 2022 bei mehreren Mitbeschuldigten zu koordinierten Durchsuchungen von Privatwohnungen in Bayern, Hamburg, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Nordrhein-Westfalen. Dabei konnte umfangreiches Beweismaterial sichergestellt werden. Diese Beschuldigten sollen ebenfalls als Callcenter-Agenten für die Gruppierung gearbeitet haben.