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Generalstaatsanwaltschaft Bamberg

Pressemitteilung Nr. 15/2025 vom 18.07.2025

Illegales Streaming: Haftbefehle, Server und ein langer Atem – Weidener IT-Ermittler und Zentralstelle Cybercrime Bayern im Großeinsatz

Bamberg/Weiden i. d. Opf. Untersuchungshaft, neun durchsuchte Objekte und viele Terabyte gesicherter Daten waren das Ergebnis einer intensiven Einsatzwoche Anfang Juni 2025 der Kriminalpolizeiinspektion Weiden i. d. Opf. und der Zentralstelle Cybercrime Bayern. Insgesamt fünf Männer (drei 25-jährige Deutsche, ein 25-jähriger Österreicher und ein 27-jähriger Aserbaidschaner) werden verdächtigt, kostenpflichtige Streamingdienste u. a. eines deutschen Anbieters aber auch zum Beispiel von Netflix illegal gegen Entgelt an eigene Kunden weiterverbreitet zu haben.

Action Day am 3. Juni 2025 in Bayern und in Hamburg

Die seit Anfang 2024 laufenden Ermittlungen des Cybercrime-Kommissariats der Weidener Kriminalpolizei ergaben neben den Wohnsitzen der fünf Verdächtigen auch vier weitere Objekte, welche für die Ermittlungen relevant waren. Am 03.06.2025 erfolgten schließlich gleichzeitige Durchsuchungen an neun Objekten im Landkreis Tirschenreuth (ein Objekt), in München (zwei Objekte), im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm (ein Objekt) und in Hamburg (fünf Objekte). Insgesamt wurden gut 100 Einsatzkräfte mehrerer Dienststellen eingesetzt und von Weiden aus gemeinsam mit einer Staatsanwältin der ZCB koordiniert.

Es wurden zunächst drei Beschuldigte in Untersuchungshaft genommen: Der Haftbefehl gegen einen 25-jährigen Münchner konnte zwischenzeitlich aufgehoben werden, da sich nach dem vorläufigen Stand der Auswertung der sichergestellten Daten der dringende Tatverdacht nicht bestätigt hat. Die Ermittlungen dauern aber auch gegen diesen Beschuldigten weiter an. Ein Haftbefehl gegen einen 25-Jährigen aus Hamburg wurde mittlerweile erweitert, nachdem sich im Rahmen der vorläufigen Auswertung der bei ihm sichergestellten Datenträger der dringende Tatverdacht unter anderem der Anstiftung zum schweren sexuellen Missbrauch von Kindern über einen Messenger-Dienst ergeben hatte. Weiterhin in einer Justizvollzugsanstalt befindet sich ein 25-Jähriger aus dem Landkreis Tirschenreuth. Bei dem Softwareentwickler soll es sich nach dem gegenwärtigen Ermittlungsstand um den mutmaßlichen Haupttäter handeln.

Digitale Forensik – unabdingbar bei polizeilichen Einsätzen

Da die Tatverdächtigen den Ermittlungserkenntnissen zufolge über hohes IT-Wissen und entsprechend hochwertiges Equipment verfügten, stand für die Ermittlungen und den Einsatz die Sicherung digitaler Spuren und die Aufklärung des komplizierten Servernetzes besonders im Fokus. Für eine schnelle Datensicherung vor Ort wurde das mobile Forensik-Labor „Paladin“ des Polizeipräsidium Oberfranken hinzugezogen.

Mit Unterstützung von IT-Experten und Cybercrime-Ermittlern der Kriminalpolizeiinspektionen Amberg und Regensburg, des Kriminalfachdezernats 12 München, der Kriminalpolizeiinspektion mit Zentralaufgaben Oberfranken, des Bayerischen Landeskriminalamts und des Landeskriminalamts Hamburg gelang es nicht nur, umfangreiche Hardware und Speichermedien sicherzustellen, sondern auch verschlüsselte Datenträger bereits nach kurzer Zeit vor Ort zu öffnen.

Vermögensabschöpfung - kriminelles Verhalten darf sich nicht lohnen

Bei Ermittlungsverfahren, insbesondere mit hohen Taterlösen, kommt auch regelmäßig der Abschöpfung mutmaßlich durch Straftaten erlangter Vermögenswerte große Bedeutung zu. Hierbei wurden die Weidener Ermittler u.a. durch Fachkräfte für Vermögensabschöpfung und Kryptowährungen der Kriminalpolizeiinspektion mit Zentralaufgaben Oberpfalz unterstützt. Es konnten im Rahmen des Einsatzes Vermögenswerte, darunter Bargeld, Goldmünzen und Kryptowährungen, im Wert von ca. 500.000 EUR gesichert werden.

Viele Terabyte auszuwertender Daten

Die Sicherstellung einer kompletten „Serverlandschaft“, einer Vielzahl an Mobiltelefonen, USB-Sticks und Spielekonsolen sowie die Sicherungen von umfangreichen Clouddaten sind ein erfreulicher Zwischenerfolg für die Ermittler. Zudem wurde eine Vielzahl von Servern im In- und Ausland beschlagnahmt, auf denen die Täter die illegalen Streamingdienste betrieben haben sollen. Die Auswertung dieser immensen Datenmengen dauert im Moment an und wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Den Beschuldigten wird die gewerbsmäßige unerlaubte Verwertung verwandter Schutzrechte nach dem Urheberrechtsgesetz vorgeworfen. Auch die Kunden des illegalen IPTV-Angebots müssen mit der Einleitung von Ermittlungsverfahren rechnen.

Einem der Beschuldigten werden darüber hinaus die Anstiftung zum schweren sexuellen Missbrauch von Kindern sowie zur Herstellung kinderpornographischer Inhalte und die Besitzverschaffung kinderpornographischer Inhalte vorgeworfen.