Menü

Generalstaatsanwaltschaft Bamberg

Pressemitteilung 23/2025 vom 25.09.2025

Anklageerhebung wegen mutmaßlicher Phishing-Taten mit Schäden in Millionenhöhe

(Fortsetzung der Pressemitteilung 19/2024 vom 06.12.2024)

Bamberg/Braunschweig/Ennepe-Ruhr-Kreis. Die Zentralstelle Cybercrime Bayern hat Anfang September 2025 Anklage gegen einen 27-Jährigen aus dem Ruhrgebiet u.a. wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs zum Landgericht Bamberg erhoben.

Dem Angeschuldigten wird nach den gemeinsam mit der Zentralen Kriminalinspektion Braunschweig geführten Ermittlungen vorgeworfen, als Koordinator einer Bande seit Mitte 2022 eine Vielzahl von Betrugstaten begangen zu haben. Hierfür soll die Täter-Gruppierung Zugangsdaten zum Online-Banking zahlreicher Bankkunden aus dem gesamten Bundesgebiet genutzt haben, die durch Dritte mithilfe von Fake-Shops oder den Versand von Phishing-SMS von den Geschädigten ausgespäht wurden.

Die Gruppe verwendete anschließend Call-ID-Spoofing, um sich telefonisch als Bankmitarbeiter auszugeben. Unter dem Vorwand eines Sicherheitsupdates oder der angeblich notwendigen Neueinrichtung des Push-TAN-Verfahrens wurden die Geschädigten zur Herausgabe von TAN’s verleitet, mit denen digitale Debit-Karten zum mobilen Bezahlen auf den Täterhandys eingerichtet wurden. Diese wurden sodann ohne PIN deutschlandweit eingesetzt, meist für Käufe von iPhones, Gutscheinen oder Gold. Der Angeschuldigte soll dabei den übrigen Bandenmitgliedern die Zugangsdaten zum Online-Banking der Geschädigten zur Verfügung gestellt und die Verwertung der Taterträge organisiert haben. Zum Nachteil von 169 Bankkunden entstanden hierdurch Schäden in Höhe von über 1,2 Millionen Euro.

Daneben soll der Angeschuldigte mithilfe eines SMS-Versand-Tools im großen Umfang täuschend echt wirkende Phishing-SMS versandt haben. Diese täuschten als Absender verschiedene Bankinstitute vor und führten zu gefälschten Login-Seiten. Drei große SMS-Kampagnen mit über 3.600 SMS fanden im August 2023 statt. Ob die so erlangten Daten anschließend zu weiteren Betrugstaten genutzt wurden, ist nicht mehr feststellbar.

In sieben weiteren Fällen wird dem Angeschuldigten vorgeworfen, im Zusammenwirken mit einem anderen Mittäter vorgetäuscht zu haben, für einen Gebrauchtwagenhändler Fahrzeuge zu verkaufen. Dabei soll er nie vorgehabt haben, Fahrzeuge zu übergeben, sondern den in Vorkasse von den geschädigten Unternehmen gezahlten Kaufpreis unberechtigterweise für sich zu behalten. Hierdurch entstanden Schäden in Höhe von knapp 240.000 Euro.

Der Angeschuldigte wurde am 04.12.2024 im Ruhrgebiet festgenommen und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Das Landgericht Bamberg, das über die Zulassung der Anklageschrift und die Eröffnung des Hauptverfahrens zu entscheiden hat, ist örtlich zuständig, da auch Bankkunden aus Bayern geschädigt sein sollen. Das Gesetz sieht für jeden Fall des banden- und gewerbsmäßigen Betrugs eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu 10 Jahren Freiheitsstrafe vor.