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Amtsgericht Neu-Ulm

Justiz ist für die Menschen da – Recht Sicherheit Vertrauen

Historie des Gebäudes

Der Neu-Ulmer Historiker Ulrich Seitz schrieb in der "Stadtteilzeitung Vorfeld und östliche Innenstadt, Ausgabe 16 September 2016, eine lesenswerten Abhandlung über das Amtsgericht:

Das „Bayerische" Amtsgericht Neu-Ulm
mit freundlicher Genehmigung von Ulrich Seitz

Schon 1811, ein Jahr nach der Grenzziehung zwischen den Königreichen Bayern und Württemberg in der Donaumitte, wird auf dem bayerisch gebliebenen rechten Ufer ein provisorisches Königlich Bayerisches Polizeikommissariat errichtet und für den „Gränz Posten bey Ulm von 32 Mann "eine kleine „Casserne". Der Standort war die Donauinsel, dort wo heute das Brückenhaus" der Sparkasse steht.

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Amtsgericht Neu-Ulm

So markiert, beginnt die Geschichte der obrigkeitlichen Ordnungsmacht, der Justiz, im heutigen Neu-Ulm, dessen Name 1814 „gefunden" wurde, weil den zuständigen Pfarrern in Pfuhl (evangelisch) und Burlafingen (katholisch) das Wortungetüm, „Ulm auf dem rechten Donauufer", zu sperrig war. Aus dem Provisorium wurde ein dauerhaftes PolizeyCommissariat", das nun auch den Namen Landgericht" führte. Von dort aus wurden neben den eigenen Angelegenheiten im Steuerbezirk auch alle Aufgaben in den bayerischen Beziehungen zur württembergischen Stadt Ulm wahrgenommen. Von 1831 bis 1842 aufgelöst und nach Günzburg eingegliedert, entstand es mit Wirkung zum 1. Juli 1842 neu als Landgericht II. Klasse, „aus dem sich heraus schließlich die heutigen Staatsbehörden, Landratsamt, Amtsgericht und Notariat Neu-Ulm entwickeln sollten", schreibt der Ur-Ur-Großneffe des ersten Polizeikommissärs Ferdinand Zenetti 1994. Der Bau der Bundesfestung (1842-1859) brachte den Aufschwung und in der Folge das Werden zur Stadt. Die Behörden stockten auf und am Standort Insel war dann kein Platz mehr.

Ein repräsentativer Neubau musste her, der Macht und Pracht des Königreiches vor Ort wiederspiegeln sollte. Die Platzwahl fiel auf die „Schützenstraße", den westlichen Teil von Neu-Ulms Ost-West-Achse, an der Ecke zur „Luitpoldstraße". Dort entstand 1899 als eines der ersten Gebäude seiner Zeit, umgeben von Klinkermauerwerk, ein Bau mit Putzfassade mit Dekor im Renaissance- und Barockstil. Entlang der „Luitpoldstraße" schloss sich das Gefängnis an.

Dem Freistaat Bayern gehörten neben dem Amtsgericht, Haus Nr. 17, noch zwei weitere Gebäude in der Schützenstraße: Haus Nr. 58, 1899 als Garnisonsverwaltung und Haus Nr. 60, 1900 als Wohngebäude für verheiratete Unteroffiziere, errichtet. Dort waren zuletzt das Straßenbauamt und die Polizei untergebracht. Ein Justizzentrum sollte entstehen, modern, aber unter Bewahrung denkmalgeschützter Substanz. Ein Glücksfall für Neu-Ulm mit einer Investition von rund 10 Mio. Euro. Haus Nr. 60 war zuerst an der Reihe. Es wurde mit einem gläsernen Mittelbau, in dem sich jetzt die Sitzungssäle befinden, mit Haus Nr. 58 verbunden. Letzterem kam in den 1960-er Jahren die Denkmaleigenschaft abhanden, weil die Gesimse abgeschlagen und der Klinkerbau verputzt wurde. Zum Schluss war das Amtsgericht, Haus Nr. 17, dran. Seit Juni 2013 ist nun alles fertig.

Auch wenn niemand gerne zu Gericht geht - wir Neu-Ulmer dürfen stolz darauf sein, wie baulich mit der Justizgeschichte unserer Stadt umgegangen wurde. Und einmalig sind wir auch: Um eine Verwechslung zu vermeiden, darf das Amtsgericht Neu-Ulm als das Einzige in Bayern als „bayerisches Amtsgericht" firmieren.