Justizministerin Merk eröffnet Dauerausstellung zu den Prozessen gegen Mitglieder der Weißen Rose in historischem Sitzungssaal / Merk: "Die Zahl der Zeitzeugen schwindet und mit ihr die Erinnerung. Viele jüngere Menschen können gar nicht mehr begreifen, was damals für jedermann Realität war."

Bayerns Justizministerin Dr. Beate Merk erfüllte sich heute in München einen lange gehegten Wunsch: Gemeinsam mit Bundesminister a.D. Dr. Hans-Jochen Vogel öffnete sie die Pforten des historischen Sitzungssaals 216, in dem am 19. April 1943 der zweite Prozess gegen 14 Mitglieder der Weißen Rose stattfand. Künftig wird dort eine Dauerausstellung, die gemeinsam mit der Weiße Rose Stiftung e.V. konzipiert wurde, an die Justizwillkür gegenüber Mitgliedern der studentischen Widerstandsgruppe erinnern.
In ihren Festreden setzten sich Merk und Vogel kritisch mit der Rolle der Justiz im Dritten Reich auseinander und forderten dazu auf, aktiv für die Bewahrung des Rechtsstaats einzutreten. Merk: "Was damals geschah, zeigt uns, welcher Gefährdung gerade die moderne, rechtsstaatliche Justiz unterliegen kann." Und weiter: "Demokratie und ein funktionierender Rechtsstaat sind uns nicht auf Lebenszeit geschenkt, sind keine Selbstverständlichkeiten. Wir müssen vielmehr täglich daran und dafür arbeiten. Was passieren kann, wenn die Stützen dieses Rechtsstaats weg brechen, wenn sich auch die Justiz nicht mehr an ihre rechtsstaatlichen Pflichten hält, daran wollen wir hier im Münchner Justizpalast erinnern."

Mahnende Worte fand die Ministerin schließlich auch angesichts der jüngsten Neonazi-Aufmärsche in bayerischen Städten und Gemeinden: "Hier werden Grundrechte ausgenutzt, wie sie nur ein Rechtsstaat gewährt. Und das ausgerechnet von Leuten, die den Rechtsstaat verachten. Auch hier müssen wir immer wachsam sein, dass aus dem Gebrauch von Rechten kein Missbrauch wird."


Hinweis:

Die Dauerausstellung im historischen Sitzungssaal 216 (heute 253) des Münchner Justizpalastes ist werktags von 9:00 Uhr - 16:00 Uhr geöffnet, außer vom 10.4. - 31.5. und vom 10.10. - 31.11. Der Eintritt ist kostenlos! Gezeigt werden neben Lichtbildern der Angeklagten auch Kopien von Originaldokumenten aus beiden Prozessen. Nähere Informationen zum Ort der Ausstellung und zur Anfahrt finden sich unter

http://www.justiz.bayern.de/ministerium/aktuelles/dauerausstellung/ .