Amtsgericht Neu-Ulm
16.04.2012

Justizministerin Beate Merk: "Bauchgurt und Bettgitter dürfen bei der Pflege alter und kranker Menschen nur letztes Mittel sein! Alternativen bietet der Werdenfelser Weg!"

Bayerns Justizministerin Dr. Beate Merk teilt mit, dass die bayerischen Betreuungsgerichte im Jahr 2011 in 21.266 Fällen freiheitsentziehende Maßnahmen wie Bettgitter, Gurtfixierungen oder ruhig stellende Medikamente genehmigt haben. Damit ist die Zahl der Genehmigungen gegenüber dem Vorjahr um 3.396 und somit um knapp 14% gesunken. Merk setzt sich dafür ein, dass diese Entwicklung nachhaltig so bleibt und weist in diesem Zusammenhang auf den so genannten "Werdenfelser Weg" hin: "Die in Pflegeheimen lebenden alten und kranken Menschen müssen selbstverständlich davor geschützt werden, dass sie sich selbst gesundheitlichen Schaden zufügen. Aber: Freiheitsentziehende Maßnahmen dürfen dabei immer nur das letzte Mittel sein. Dass es heute viele gute Alternativen gibt, zeigt uns der Werdenfelser Weg."

Der Werdenfelser Weg ist vom Amtsgericht Garmisch-Partenkirchen in Zusammenarbeit mit der Betreuungsstelle beim Landratsamt Garmisch-Partenkirchen entwickelt worden. Er setzt darauf, pflegerische Alternativen wie Niederflurbetten, Schutzkleidung oder Bewegungstraining intensiv zu prüfen, um Freiheitsbeschränkungen wie Bauchgurte und Bettgitter zu vermeiden. Zu diesem Zweck werden vom Gericht speziell geschulte Verfahrenspfleger mit eigener pflegerischer Berufserfahrung eingesetzt, die in jedem Einzelfall gemeinsam mit allen Beteiligten die Alternativen prüfen.

Merk hatte ihren Länderkollegen den Werdenfelser Weg auf der Justizministerkonferenz 2011 vorgestellt und dafür geworben, möglichst viele Gerichte für eine Umsetzung dieses Modells zu gewinnen. In Bayern haben sich zwischenzeitlich zahlreiche Gerichte dem Werdenfelser Weg angeschlossen. Zuletzt haben die beiden größten bayerischen Amtsgerichte - München und Nürnberg - diesen Weg eingeschlagen. Voraussichtlich im Juni 2012 wird das drittgrößte bayerische Amtsgericht - das Amtsgericht Augsburg - folgen.

Merk abschließend: "Ein  menschenwürdiger und von Empathie getragener Umgang mit alten und kranken Menschen ist eine Zukunftsfrage. Ich freue mich deshalb, dass immer mehr Gerichte den Werdenfelser Weg einschlagen. Bereits im Jahr 2011 wurden bayernweit deutlich weniger freiheitsentziehende Maßnahmen genehmigt als im Vorjahr. Das belegt, dass der Werdenfelser Weg in die richtige Richtung führt - hin zu mehr Freiheit und Lebensqualität für pflegebedürftige Menschen!"

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