Amtsgericht Neu-Ulm
11.02.2021

Vorsicht vor "falschen Polizisten": Betrüger bringen Senioren um Geld, Gold und Schmuck / Bayerns Justizminister Eisenreich: "Allein im Jahr 2020 gab es bei der Staatsanwaltschaft München I 6113 Fälle. Das ist eine besonders schamlose Betrugsmasche. Die bayerische Justiz geht mit aller Härte dagegen vor"

Es ist eine skrupellose Betrugsmasche, um an die Ersparnisse von älteren Menschen heranzukommen. Callcenter-Betrüger arbeiten in ganz Deutschland nach der gleichen Methode: Sie geben sich am Telefon als Polizisten aus und bringen ihre Opfer mit psychologischen Tricks dazu, Geld, Gold und Schmuck herauszugeben. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich: "Die Hintermänner operieren aus Callcentern im Ausland, oftmals der Türkei oder Osteuropa. Das ist eine schamlose und perfekt durchorganisierte Betrugsmasche. Die bayerische Justiz geht mit aller Härte gegen Callcenter-Banden vor."

Der Minister zum vergangenen Jahr: "Im Jahr 2020 ist ein hoher Anstieg im Bereich des Betrugsphänomens ‘Falsche Polizeibeamte‘ bei der Staatsanwaltschaft München I zu verzeichnen: Nach einem kurzen Einbruch der Fallzahlen zu Beginn der Pandemie, haben sich die organisierten Täter leider schnell angepasst. Im gesamten Jahr 2020 hat die speziell mit dieser Betrugsmasche befasste AG Phänomene des Polizeipräsidiums München insgesamt 6113 Fälle erfasst, im Jahr 2019 waren es noch 3215 Fälle und im Jahr 2018 2465 Fälle." Die sinkenden Zahlen zu Beginn der Pandemie von Februar bis Mai 2020, seien vermutlich auf die Schwierigkeiten bei Ein- und Ausreisen und dem Verbringen der Beute ins Ausland zurückzuführen.Dass dabei die Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen den Tätern in die Hände gespielt haben, darf angenommen werden.

Mindestens 21.060 Fälle von Telefonbetrug hat es im vergangenen Jahr in Bayern gegeben. Mit dem "Falsche-Polizisten-Trick" erbeuteten Täter 2020 in Bayern mehr als neun Millionen Euro. Die Dunkelziffer liegt noch viel höher, da Betroffene aus Scham, Krankheit oder anhaltender Gutgläubigkeit die Tat nicht zur Anzeige bringen. Die Folgen für die Opfer sind erheblich. Abgesehen von dem materiellen Verlust – in Einzelfällen liegen die Schäden im siebenstelligen Bereich – drohen Depressionen und Angstzustände.

Bayerns Justiz geht gegen diese besonders perfide Form des Betrugs konsequent vor. Bei den Staatsanwaltschaften kümmern sich Spezialistinnen und Spezialisten um die entsprechenden Ermittlungsverfahren. So sind beispielsweise bei der Staatsanwaltschaft München I zwei Sonderstaatsanwältinnen nur für den Callcenter-Betrug zuständig.

Grenzüberschreitend agierende Callcenter sind teilweise der Organisierten Kriminalität zuzurechnen, Polizei und Justiz verfolgen sämtliche Kriminalitätsphänomene der Organisierten Kriminalität entschlossen und mit Erfolg. Minister Eisenreich: "Wir wollen den Verfolgungsdruck auf international agierende Betrüger, Schleuser, Drogen- und Waffenhändler noch weiter erhöhen."

Dafür setzt die Justiz an zwei Stellen an:

  • Das Traunsteiner Modell: Eng vernetzt mit Kollegen der Nachbarländer fahnden spezialisierte Staatsanwälte in den bayerischen Grenzregionen nach Menschenschmugglern, Drogenhändlern und Waffenschiebern. Schon jetzt sind 44 Spezialstaatsanwälte an sieben grenznahen Standorten auf Grundlage des Traunsteiner Modells im Einsatz. Im Sommer wird es flächendeckend in allen neun grenznahen Gebieten einführt sein. Der Justizminister: "Das Organisierte Verbrechen macht nicht an den Ländergrenzen halt. Hier setzen wir mit unserem 'Traunsteiner Modell' an und verfolgen vor allem die Hintermänner organisierter Strukturen."

  • Vermögensabschöpfung: Verbrechen darf sich nicht lohnen. Minister Eisenreich: "Die Erträge aus Straftaten werden deshalb in Bayern konsequent abgeschöpft." Die Justiz hat zudem in München eine eigene Zentrale Koordinierungsstelle Vermögsabschöpfung eingerichtet, die die Gerichte und Staatsanwaltschaften unterstützt.

Hinweis:

Was tun, wenn das Telefon klingelt und 110 auf dem Display steht? Das raten Polizei und Justiz:

  • Seien Sie vorsichtig! Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen mit Vorwänden wie: Dringende Ermittlungen, Einbruch in der Nachbarschaft, Anklage aus dem Ausland.

  • Übergeben Sie keine Papiere oder Sonstiges! Die Polizei fordert nie von Ihnen Geld oder Wertgegenstände, um Sie zu schützen oder Ermittlungen durchzuführen.

  • Wählen Sie 110 und informieren Sie die echte Polizei. Zeigen Sie die Täter an!

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Wussten Sie eigentlich …?

… dass die Fachgerichtsbarkeiten, d.h. die Verwaltungs-, Arbeits-, Sozial- und Finanzgerichte in Bayern nicht zum Justizressort, sondern zum Geschäftsbereich der jeweiligen Fachministerien gehören?