Amtsgericht Neu-Ulm
03.05.2021

60 Jahre Prozess gegen Eichmann / Justizminister Eisenreich und der bayerische Antisemitismusbeauftragte Spaenle initiieren Schülerprojekt / Eisenreich: "Der Prozess gegen Adolf Eichmann mahnt uns alle, dass Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschenrechte Tag für Tag verteidigt werden müssen"

Vor Gericht wiederholte Adolf Eichmann das Märchen vom folgsamen Beamten. Dabei war er der Chef-Logistiker des Holocausts. Vor 60 Jahren wurde SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann in Jerusalem der Prozess gemacht. Die Anklage lautete u.a. auf Verbrechen gegen das jüdische Volk und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Das Urteil: Tod durch Strang. Mit diesem Prozess rückte der Mord an Millionen Juden in den Fokus der internationalen Öffentlichkeit. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich: "Der Prozess gegen Adolf Eichmann mahnt uns alle, dass Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschenrechte nicht selbstverständlich sind, sondern Tag für Tag verteidigt werden müssen. Deshalb habe ich gemeinsam mit dem bayerischen Antisemitismus-Beauftragten Ludwig Spaenle ein Schülerprojekt ins Leben gerufen. Es ist wichtig, sich schon in jungen Jahren mit dem NS-Unrecht und den Grundwerten unserer Demokratie auseinanderzusetzen. Ich freue mich sehr, dass sich so viele Schülerinnen und Schüler beteiligen wollen."

Der bayerische Antisemitismusbeauftragte Spaenle: "Nur mit Bildung und Wissen können wir nachhaltig Judenhass und Antisemitismus entgegenwirken. Gerade über die Schulen können wir die jungen Menschen erreichen, sie über die grausamen Verbrechen informieren, die gerade in der NS-Diktatur in deutschem Namen an Jüdinnen und Juden sowie an Sinti und Roma begangen wurden. Wir dürfen aber auch 76 Jahre danach nicht unsere Augen davor verschließen, dass der Antisemitismus in bedrohlicher Form neu sichtbar wird: Allein in Bayern wurden 2020 über 350 antisemitische Straftaten begangen, in ganz Deutschland fast 2.300. Dieser Entwicklung wollen wir den Boden entziehen, wir wollen verhindern, dass die Saat des Antisemitismus auch über das Internet verbreitet wird und unsere Demokratie gefährdet. Unser Schülerprojekt kann dazu einen kleinen Beitrag leisten." 

Israels Generalkonsulin in München Sandra Simovich: "Die heute vorgestellten Projekte an vier bayerischen Schulen sind von großer Wichtigkeit für die Auseinandersetzung mit der Schoa und ihrer Nachkriegsgeschichte auch im schulischen Kontext. Für jüngere Generationen muss der Holocaust in einer Art und Weise gelehrt werden, die Empathie erlaubt. Für mich sind gerade die Zeugenaussagen der Holocaust-Überlebenden während des Eichmann-Prozesses einzigartige Quellen, um ihre individuellen Schicksale unmittelbar zu erfahren."

Vier bayerische Schulen – das Gymnasium Fränkische Schweiz in Ebermannstadt, das Otto-von-Taube Gymnasium in Gauting, die Orlando-Di-Lasso Realschule in Maisach und das Wilhelmsgymnasium in München – arbeiten unter dem Titel „60 Jahre Eichmann-Prozess – Vergangenheit mahnt, die Gegenwart darf nicht schweigen um der Zukunft willen“ an Projekten zum Eichmann-Prozess. Heute (3. Mai) fand die Auftaktveranstaltung mit Israels Generalkonsulin in München Sandra Simovich, Staatsminister Georg Eisenreich und Dr. Ludwig Spaenle statt. Die Ergebnisse werden am 10. November gezeigt.

Minister Eisenreich: "Die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland und auch in Bayern steigt. Es muss allen klar sein: Für Rassismus, Antisemitismus und Hass ist in unserer Gesellschaft kein Platz. Die bayerische Justiz bekämpft Antisemitismus entschlossen und konsequent. Das bayerische Justizministerium setzt sich auch für wichtige Gesetzesinitiativen gegen Antisemitismus ein. So wurde z.B. auf bayerische Initiative im Gesetz ausdrücklich verankert, dass eine antisemitische Motivation bei allen Taten strafschärfend wirkt (§ 46 Strafgesetzbuch)."

Abschließend bedankt sich Minister Eisenreich bei den Schülerinnen und Schülern: "Ich finde es beeindruckend, dass Ihr trotz der Corona-Herausforderungen so viel Energie in dieses wichtige Projekt steckt."

Dauerausstellung Weiße Rose Saal

Ihren Mut zur Freiheit haben die Geschwister Scholl und vier ihrer Freunde mit dem Leben bezahlt. Wohin es führen kann, wenn die Dritte Gewalt im Staate ihre Unabhängigkeit verliert, zeigt die Dauerausstellung Willkür "Im Namen des Deutschen Volkes".


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Wussten Sie eigentlich …?

… dass die Fachgerichtsbarkeiten, d.h. die Verwaltungs-, Arbeits-, Sozial- und Finanzgerichte in Bayern nicht zum Justizressort, sondern zum Geschäftsbereich der jeweiligen Fachministerien gehören?